Karl Veitschegger (auf Facebook 21.4.2025)

 

Mein Kurznachruf auf Papst Franziskus (†21. April 2025)


 

Treffen mit Franziskus am 22.November 2017

 

Mein Lieblingspapst ist gestorben.

 

Er wollte eine Kirche der Armen. Er hat nicht nur über die Armen geredet, sondern sich mit ihnen an einen Tisch gesetzt und mit ihnen Spaghetti gegessen. Er hat dafür gesorgt, dass die Obdachlosen Roms unter den Kolonnaden Duschen und einen Friseur bekommen. Hat sie zu Konzerten und in Museen eingeladen und im Hochsommer einen Bus organisiert, damit sie in Ostia baden konnten. Er wollte, dass die Kirche die Armen liebt — und von ihnen lernt!

 

Er redete von Jesus in schlichter Sprache, glaubte an die Kraft des Evangeliums, lehnte prächtige Ornate und Priesterkleidung mit Spitzen ab, kritisierte Klerikalismus und Karrierismus in der Kirche. Barmherzigkeit proklamierte er zum Wesenszug der Seelsorge.

 

Ein Liebender

 

Er liebte die Menschen, auch die, die sich mit der Kirche schwertun, hörte ihnen geduldig und sehr wach zu: dem jungen Mann, der von einem Priester missbraucht worden ist, der Pornodarstellerin, der jungen Frau, die die Haltung der Kirche zur Abtreibung kritisierte, den queeren Menschen, die zur Audienz kamen ...

 

Er besuchte Geflüchtete und weinte über die im Mittelmeer Ertrunkenen. Er wusste, dass man nicht allen helfen kann, aber war verstört, wenn Politiker vor ihren Wählern geradezu damit prahlten, Menschen zurückgewiesen zu haben.

 

Herzlich umarmte er Rabbiner und Imame, die lutherische Erzbischöfin von Schweden und orthodoxe Patriarchen. Geschwisterlichkeit verkündete er nicht nur,  er lebte sie.

 

Todos, todos, todos

 

Todos, todos, todos!“ — ALLE sollten die Liebe Gottes spüren: Gefangene, Menschen, die aus kirchlicher Sicht in „irregulären Beziehungen“ leben, queere Menschen …. Sakramente sind keine Belohnung für die „Braven“, sondern Hilfe für jene, die sich mit dem Leben und vielleicht auch mit dem Christsein schwertun. Immer wieder sagte er das.

 

Er hungerte nach Gerechtigkeit, wetterte gegen ungezügelten Kapitalismus und die wachsende Schere zwischen Arm und Reich, gegen Angriffskriege und Wettrüsten und machte auf den Schrei der ausgebeuteten Erde aufmerksam, die „unser gemeinsames Haus“ ist und bleiben soll.

 

Freilich war er nur ein Mensch mit seinen Grenzen, hin und wieder sagte er Unbedachtes, manche Entwicklung verstand er nicht mehr. Reformunwillige wollte er geduldig ins Boot holen. Das ließ ihn oft zögern. Synodalität — gemeinsames Suchen und Finden sollte die Kirche zukunftsfit machen.

 

Danke

 

Jetzt ist er heimgegangen. Bald wird er begraben. Die ausgelatschten Schuhe, die alte Aktentasche und die mehrmals reparierte Lesebrille bleiben zurück — aber auch eine große Portion Menschenliebe, die weiterwirkt in den Herzen vieler.

Wir haben seit heute einen Freund mehr im Himmel.

Danke, Papst Franziskus!

 

Karl Veitschegger

 

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